Folgen, Risiken und mögliche Komplikationen

Bindehautentzündungen sind nicht weiter schlimm? Seien Sie mit einer solchen Einschätzung lieber vorsichtig. Denn so eine lokale kleine, scheinbar simple Entzündung kann bei falscher Behandlung erhebliche gesundheitliche Konsequenzen bis hin zur Erblindung nach sich ziehen. Wenn Sie öfters an einer Konjunktivitis leiden ist es daher wichtig, mögliche Folgen, Risiken und Komplikationen zu kennen.

Bindehautentzündungen: Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Eine Bindehautentzündung sollte man sicherheitshalber von einem Augenarzt untersuchen lassen. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands BVA und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft DOG weisen darauf hin, dass sich hinter den Symptomen eine andere, schwerwiegendere Augenerkrankung verbergen kann und auf jeden Fall abzuklären ist, was sie ausgelöst hat [1]. Wenn sie regelmäßig auftritt, weist das zumeist auf ein trockenes Auge (Sicca-Syndrom) oder eine allergische Reaktion hin, die man auf jeden Fall mit künstlicher Tränenflüssigkeit oder antiallergischen Augentropfen behandeln sollte.

Auch ein Glaukom, der Grüne Star mit Erhöhungen des Augeninnendrucks wird oft von Patienten mit einer Bindehautentzündung verwechselt. Hier besteht schneller Handlungsbedarf, um das Augenlicht retten zu können.

Generelles Problem der Bindehautentzündungen: Übergreifen auf benachbarte Strukturen

Die Bindehaut dient als Schleimhaut des Auges und fungiert als erstes Abwehrsystem. Die meisten Folgen und Risiken einer Bindehautentzündungen betreffen weniger diese Schleimhaut selbst, sondern die umliegenden Strukturen. Vor allem Beeinträchtigungen der Hornhaut (Cornea) führen zu dauerhaften Schäden. Infektionen und Entzündungen durch allergische Reaktionen verursachen oberflächlichen Vernarbungen, die sich in Form von Trübungen in die Tiefe fortsetzen und letztlich mit Erblindung enden. In einem solchen Extremfall kann nur eine Hornhauttransplantation Abhilfe verschaffen.

Auch die Tränenkanäle werden durch Entzündungsreaktionen beeinträchtigt. Das führt dazu, dass der Tränenfluss zum Erliegen kommt und keine Benetzung der Bindehaut mehr stattfindet. Einen solchen Effekt muss man dauerhaft mit künstlicher Tränenflüssigkeit in Form spezieller Augentropfen bekämpfen, sonst kommt es auch hier zu einer Beeinträchtigung der Hornhaut.

Komplikationen einer Bindehautentzündung: Superinfektionen

Eine häufige Komplikation von Bindehautentzündungen sind bakterielle Superinfektionen, die bei einer Virusinfektion die Gunst der Stunde nutzen. Das mit den Viren beschäftigte Immunsystem ist oft nicht in der Lage, die eingedrungenen Bakterien schnell genug zu bekämpfen. Diese besiedeln nicht nur die Bindehaut, sondern auch die umliegenden Regionen wie die Hornhaut. Eine ausgedehnte Infektion kann dort zu erheblichen Vernarbungen führen und das Sehvermögen irreversibel beeinträchtigen.

Gefährlich infektiös: Die adenovirale Bindehautentzündung

Eine Bindehautentzündung durch die gefürchteten Adenoviren (Ceratoconjunctivitis epidemica) ist hochansteckend und daher ein besonderes Risiko für die Menschen in der Umgebung. In Gemeinschaftseinrichtungen wie Kasernen oder Internaten breitet sie sich in Windeseile aus. Sie ist langwierig (bis zu vier Wochen) und klingt meistens langsam und ohne Spätfolgen ab. In seltenen Fällen kann es zu Sehminderungen kommen.

Die gefürchtetste Komplikation der Bindehautentzündung: Das Trachom

Besonders gefürchtet sind Infektionen mit Chlamydien. Diese zellwandlosen Bakterien befallen die Geschlechtsorgane, Atemwege und/oder Augen. In den Augen handelt es sich meistens um Chlamydia trachomatis. Eine Ansiedlung dieser Erreger führt zu weiteren Infektionen mit anderen Bakterien und immer wieder erneutem Befall und Entzündungen durch Reinfektion.

In den Augenwinkeln bilden sich Lymphfollikel aus weißen Blutkörperchen. Die Bindehaut vernarbt, und durch die Schleimhautbeteiligung der Augenlider wachsen die Wimpern nach innen (Trichiasis). Sie scheuern auf der Hornhaut und verursachen so Vernarbungen. Letztlich führt ein solches Trachom (Conjunctivitis granulosa trachomatosa) zu einer porzellanartigen Trübung der Hornhaut, unvollständigem Lidschluss und reduziertem Tränenfluss.

Das Trachom ist weltweit häufigste Augenerkrankung und häufigste Ursache für Erblindung. Auch wenn die Erkrankung bei uns selten ist, tritt sie in manchen Gebieten Afrikas so gehäuft auf, dass sie gesundheitlich und volkswirtschaftlich ein großes Problem darstellt.

Bindehautentzündungen durch Herpesviren

Herpesviren (Herpes simplex) verursachen vor allem bei Kindern Bindehautentzündungen. Diese Infektion nennt man Augenherpes. Wie so oft kann auch hier die Entzündung auf die Hornhaut übergreifen und dort Trübungen und Vernarbungen auslösen (Herpes corneae, Ceratoconjunctivitis herpetica).

Hinterhältige Folge der Gürtelrose

Die Gürtelrose (Herpes zoster) wird durch Herpesviren verursacht und ist eher durch die namengebenden gürtelförmigen Ausschläge im Brust- und Bauchbereich bekannt. Sie kann allerdings auch im Gesicht als „Gesichtsrose“ (Herpes zoster ophthalmicus) auftreten und führt dort oftmals zu einer Beteiligung der Bindehaut. Rund herum findet sich der typische rötliche Hautausschlag mit lymphgefüllten Pusteln, die mit erheblichem Juckreiz verbunden sind.

Am Auge führt die Gesichtsrose zu Hornhautnarben und schlimmstenfalls zu einer Erblindung. Gefürchtet ist zudem eine Ausbreitung in Ohr, Gleichgewichtsorgan oder Gesichtsnerven, die zu Neuralgien (Trigeminus-Neuralgie), Schwindel und Taubheit führen können. Gerade in solchen Fällen ist eine Behandlung der Bindehautentzündung und der sie verursachenden Herpesviren dringend notwendig, um solche Spätfolgen vermeiden zu helfen.

Achtung Kontaktlinsenträger: Die Riesenpapillenkonjunktivitis

Diese besondere Form der Bindehautentzündung bezeichnet man auch als gigantopapilläre Konjunktivitis. Sie ist vor allem bei Trägern weicher Kontaktlinsen gefürchtet, bei denen sie allergisch bedingt auftritt und schnell chronisch wird. Die namengebenden, pflastersteinartigen Riesenpapillen unter dem Oberlid werden über einen Millimeter groß und schädigen beim Lidschluss die Hornhaut, die vernarbt und eine Erblindung verursachen kann. Schon das gelbliche, zähe Sekret führt zu erheblichen Sehbeeinträchtigungen.

Im Allgemeinen kann man die durch Kontaktlinsen hervorgerufene Riesenpapillenkonjunktivitis durch das Vermeiden der Linsen heilen, sofern diese Maßnahme rechtzeitig erfolgt. Dann bilden sich die Wucherungen langsam zurück.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG):
    Augenärzte informieren: Bindehautentzündung (Konjunktivitis). PDF.
  1. Robert-Koch-Institut (RKI):
    RKI-Ratgeber Adenovirus-Konjunktivitis. Link.
  1. Matthias Sachsenweger:
    Augenheilkunde (Duale Reihe).
    Stuttgart 1994: Georg Thieme-Verlag.
  1. Reinhard Burk, Annelie Burk:
    Checkliste Augenheilkunde.
    4. Auflage. Stuttgart 2010: Georg Thieme-Verlag.
  1. Brad Bowling:
    Kanskis Klinische Opthalmologie: Ein systematischer Ansatz.
    8. Auflage. Stuttgart/München 2017: Urban & Fischer-Verlag/Elsevier.