Verlauf

Bindehautentzündung: Verlauf der einzelnen Formen

Einige Symptome sind allen Formen der Bindehautentzündungen gemein. Dazu gehören die typischen geröteten, verstärkt durchbluteten Augen, die tränen und vor allem morgens verklebt und mitunter eitrig aussehen. Die Bindehaut ist ödematös geschwollen, ebenso wie die Augenlider. Das ständige Fremdkörpergefühl sorgt dafür, dass man ständig krampfartig die Augen schließt. Das liegt am Lidreflex, der automatisch die Augen schließt, wenn er etwas Ungewöhnliches bemerkt. So schützt er normalerweise das Auge vor dem Eindringen von Fremdkörpern. Ebenso ist Licht dem entzündeten Auge unangenehm.

Je nach der zugrunde liegenden Ursache sind die Symptome und Verläufe der Bindehautentzündung unterschiedlich.

Genereller Verlauf von Bindehautentzündungen

Die meisten Formen von Bindehautentzündungen verlaufen relativ harmlos. Sie sind ausgesprochen lästig, weil die Augen ständig jucken und tränen. Aber meistens halten sie nur wenige Tage an und verheilen ohne weitere Folgen schnell.

Wie lange das dauert, hängt von der Ursache, der Schwere des Schadens oder der Infektion ab. In letzterem Falle ist das eine Frage der Fitness des Immunsystems, das Viren und Bakterien beseitigen muss. Meist tritt eine erste Besserung innerhalb von wenigen Tagen auf, eine vollständige Verheilung dauert bis zu zwei Wochen. Chronische Bindehautentzündungen etwa infolge einer Allergie mit Dauerexposition können mehrere Wochen andauern.

Schwere Fälle sind meistens auf chemische und physikalische Noxen zurückzuführen, wie giftige Dämpfe und Arbeiten mit UV-Licht ohne Schutzbrille. Dann ist nicht nur die Bindehaut betroffen, sondern auch die Hornhaut. Diese trägt dann unter Umständen irreparable Schäden davon, die sich in lebenslangen Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Blindheit äußern.

Mechanische Bindehautentzündung

Eine mechanisch bedingte Bindehautentzündung wird meistens durch Staubkörner und ähnliches ausgelöst, die ins Auge geraten. Dann ist in der Regel nur ein Auge betroffen. Andere Ursachen sind Kontaktlinsen, chemische Ursachen wie Chemikaliendämpfe und trockene Luft oder physikalische Noxen wie zu helles oder UV-Licht. Diese führen zu Entzündungen beider Augen, da beide dem Einfluss ausgesetzt sind.

Sie beginnen zu tränen und röten sich, wie es für alle Formen der Bindehautentzündung typisch ist. Bei zu hellem Licht und durch UV-Licht wie bei einer Sonnenbank kommen häufig Kopf- und Augenschmerzen hinzu, und die Augen reagieren sehr lichtempfindlich.

Wenn der Fremdkörper wie ein Staubkorn oder die Kontaktlinsen entfernt sind, bessert sich die Entzündung meist relativ schnell. Chemische und physikalische Ursachen können wesentlich länger dauern, je nachdem wie stark das Auge geschädigt wurde. Das kann sich mehrere Tage, manchmal sogar eine Woche und länger hinziehen. Starke UV-Strahlung oder etwa Chlordämpfe können sogar bleibende Schäden am Auge hinterlassen.

Allergische Bindehautentzündung

Für allergische Bindehautentzündungen ist es typisch, dass immer beide Augen und die gesamte Umgebung mit betroffen sind. Das heißt, nicht nur die Bindehaut rötet und entzündet sich, sondern ebenso die Augenlider, die auch auf der Außenseite rot und geschwollen erscheinen. Hinzu kommen weitere allergische Symptome wie geschwollene Nasenschleimhäute mit Niesen und schnupfenartigen Begleiterscheinungen, wie man sie vom Heuschnupfen kennt. Die Augen jucken und tränen ständig, solange die Allergene in der Luft liegen und die Entzündung am Laufen halten. Gegebenenfalls kommen sogar Hautsymptome im Gesicht oder anderen exponierten Stellen hinzu.

Wenn die Allergene weg sind oder unter Therapie verschwinden die Symptome der allergischen Bindehautentzündung innerhalb weniger Tage. Eine erste Besserung tritt sogar recht schnell ein, wenn das Immunsystem gesund ist und sich zügig erholt. Ansonsten werden allergische Bindehautentzündungen schnell chronisch und können jahrelang andauern, wenn sich der Kontakt mit dem entsprechenden Allergen nicht einschränken lässt.

Bakterielle Bindehautentzündung

Bakterien führen wie bei allen durch sie verursachten Entzündungen zur Bildung von Eiter. Dabei handelt es sich um weiße Blutkörperchen, die das Immunsystem zur Beseitigung der unerwünschten Gäste an den Ort des Geschehens schickt. Diese versuchen die Bakterien aufzufressen und/oder durch Antikörper unschädlich zu machen.

Diese Immunzellen sieht man besonders gut in den Augenwinkeln, wo sie sich ansammeln und eine dicke, transparente bis milchige Schicht bilden. Ebenso finden sie sich auf der Innenseite der Augenlider, wo sie für zusätzliche mechanische Belastung sorgen.

Meist beginnt eine bakterielle Bindehautentzündung in nur einem Auge, wird jedoch schnell auf das andere Auge übertragen. Dazu reicht es, wenn man sich das entzündete Auge reibt und anschließend unbeabsichtigt das noch gesunde Auge berührt.

Eine solche bakterielle Entzündung kann zu einem Anschwellen der lokalen Lymphknoten vor allem im Halsbereich führen. Oftmals entzündet sich auch die Hornhaut. Das verursacht mitunter Trübungen, die längere Zeit anhalten. Bisweilen dehnt sich die Entzündung bis in die Ohren aus und löst dort Mittelohrentzündungen aus. Im schlimmsten Falle wandern die Bakterien über die Blutbahn ins Gehirn und sorgen dort für eine Hirnhautentzündung (Meningitis).

Gefürchtet sind Bindehautentzündungen infolge Infektionen mit Chlamydien oder Gonokokken. Diese kann zu Vernarbungen und einer Einstülpung der Augenlider (Entropium) führen, sodass die Wimpern die Hornhaut dauerhaft berühren und schädigen. Die Bakterien wandern zudem über die Tränenkanäle in die Tränendrüsen ein und können beide zerstören. Daraus folgt eine dauerhafte Trockenheit des Auges, die der Patient lebenslang mit künstlicher Tränenflüssigkeit substituieren muss.

Wie lange eine solche bakterielle Bindehautentzündung andauert, hängt vor allem von den Bakterien, ihrer Menge und dem Zustand des Immunsystems ab. Mit Antibiotika ist meist eine erste Linderung innerhalb weniger Stunden möglich.

Virale Bindehautentzündung

Eine virale Bindehautentzündung beschränkt sich meistens nicht allein auf die Augen, sondern betrifft sehr schnell umliegende Bereiche. Augen und Schleimhäute von Nase, Hals und Rachen sind die ersten Orte, an die Viren durch Tröpfcheninfektionen gelangen. Von dort aus breiten sie sich aus und führen zu den typischen Symptomen, wie man sie auch von einem grippalen Infekt kennt: Kopf- und Gliederschmerzen, laufende Nase, Beteiligung der Nebenhöhlen und der Mandeln.

Dementsprechend finden sich viele Bindehautentzündungen infolge einer Infektion mit Adenoviren, seltener Lippenherpes-Viren oder mit den Windpocken. Virale Bindehautentzündungen zeigen die schwerwiegendsten Verläufe. Die Symptome klingen oft erst nach zwei bis vier Wochen ab. Antibiotika helfen bei Viren nicht, sodass man bei der Bekämpfung letztlich auf das eigene Immunsystem angewiesen ist.

Im Auge verursachen die Viren starken Juckreiz und die Absonderung von schleimigem bis wässrigem Sekret. Die Augen schwellen an. Oft sorgt eine solche Beeinträchtigung dafür, dass aus der viralen zusätzlich eine bakterielle Bindehautentzündung wird. Denn das mit den Viren vollauf beschäftigte Immunsystem hat schnell Probleme, sich auch noch der Bakterien zu erwehren. Diese nutzen die Gunst der Stunde und machen sich ebenfalls im Auge breit. Eine solche Superinfektion greift schnell auf die Hornhaut über und führt zu dauerhaften Trübungen und Vernarbungen.