Bindehautentzündungen und Allergien

Allergien sind eine der häufigsten Ursachen für Bindehautentzündungen. Überschießende Immunreaktionen gegen Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben sorgen nicht nur für allergischen Schnupfen, sondern auch für tränende und juckende Augen. Eine solche Entzündungsreaktion kann sich auf die benachbarte Hornhaut ausdehnen und weitere Komplikationen verursachen. Wie kommt es zu einer solchen allergischen Bindehautentzündung?

Was passiert normalerweise, wenn etwas in die Bindehaut eindringt?

Die Bindehaut ist die Schleimhaut der Augen. Ihre Feuchtigkeit sorgt dafür, dass sich Substanzen aus der Umgebung, selbst aus der Luft, schneller festsetzen als auf der normalen Haut. Genau wie bei den Schleimhäuten von Mund oder Nase kümmert sich das körpereigene Abwehrsystem um diese Stoffe und beurteilt, ob sie harmlos sind oder bekämpft werden müssen.

Handelt es sich um Bakterien oder Viren, erkennen Zellen der Immunabwehr die Eindringlinge und schütten Botenstoffe wie Histamin aus, um weitere Abwehrzellen anzulocken. Andere Zellen des Immunsystems bilden Antikörper. Diese speziellen Eiweiße binden hochspezifisch an Allergene, Oberflächenstrukturen solcher Fremdsubstanzen, und verklumpen sie. Fresszellen räumen die Aggregate weg und machen sie unschädlich.

Beim ersten Kontakt speichern spezielle Gedächtniszellen Informationen über das neue Allergen ab. Trifft das Immunsystem dieses erneut an, vermag es so wesentlich schneller als beim ersten Mal große Mengen an Antikörpern zu bilden.

Wie entsteht eine allergische Bindehautentzündung? Ursachen

Gelangen Bakterien und Viren in das Auge, ist eine solche Immunreaktion wichtig, um ein Eindringen der Erreger in den Körper zu verhindern. Bei einer allergischen Bindehautentzündung (allergischen Konjunktivitis) reagiert das Immunsystem auf harmlose Substanzen viel stärker als eigentlich nötig. Das gilt für Pollen von Bäumen und Gräsern, Tierhaare, den Kot der allgegenwärtigen Hausstaubmilben oder kosmetische Produkte.

Allergische Bindehautentzündung: Symptome

Binnen weniger Minuten tritt eine allergische Reaktion auf und äußert sich mit Tränenfluss und Rötungen der Augen. Die Bindehaut schwillt durch Wassereinlagerungen an und bildet im Extremfall glasige Ödeme, die man besonders gut in den Augenwinkeln erkennen kann. Die Augen verkleben und die Rötungen dehnen sich auf die gesamte Augenpartie aus. Patienten mit einer solchen Entzündung reagieren sehr empfindlich auf helles Licht und zeigen die üblichen Beschwerden einer Bindehautentzündung.

Typischerweise tritt eine solche allergische Reaktion auf beiden Seiten gleichzeitig auf, da beide den Umwelteinflüssen gleichermaßen ausgesetzt sind. Das unterscheidet eine allergische Bindehautentzündung oftmals von anderen Augenerkrankungen, die sich eher einseitig bemerkbar machen.

In vielen Fällen geht eine solche allergische Bindehautentzündung mit vergleichbaren Symptomen in Nase und Rachen einher. Einen solchen allergischen Schnupfen (allergische Rhinitis) kennt man etwa als Heuschnupfen. Kommen beide zusammen, spricht man medizinisch von einer allergischen Rhinokonjunktivitis.

Allergische Bindehautentzündung: Komplikationen

Bei einer sehr starken Immunreaktion breitet sich die Entzündung in der Bindehaut auf benachbarte Strukturen des Auges aus. Das betrifft vor allem die Hornhaut, die bei extremen Entzündungen dauerhafte Schäden davonträgt und Verminderungen des Sehvermögens verursacht. Das ist insbesondere der Fall, wenn Bakterien die Gunst der Stunde nutzen. Ist das Immunsystem bereits beschäftigt, dringen sie in die Augen ein und sorgen für eine Superinfektion, die man gegebenenfalls mit Antibiotika behandeln muss.

Bindehaut und Hornhaut sind bei einer Keratokonjunktivitis vernalis (VKC) betroffen, einer chronischen, wiederkehrenden (rezidivierenden) Entzündung, die vor allem Kinder betrifft. Während der Pubertät verschwindet diese oftmals. Typisch ist die Ausbildung von Riesenpapillen in den Augenwinkeln. Diese scheuern bei Lidbewegungen und können auf Dauer das Sehvermögen beeinträchtigen.

Diagnose der allergischen Bindehautentzündung

Eine allergische Bindehautentzündung sollten Sie von Ihrem Augenarzt diagnostizieren lassen. Wichtig ist vor allem eine Abgrenzung gegenüber anderen Ursachen wie einem trockenen Auge durch verminderte Bildung von Tränenflüssigkeit oder anderen Bindehautentzündungen. Sind bei Ihnen bereits Allergien gegen Pollen, Hausstaub und ähnliches bekannt, erleichtert das die Diagnose.

Vorbeugende Maßnahmen bei allergischer Bindehautentzündung: Prophylaxe

Die beste Behandlung ist die Vermeidung eines Kontaktes mit dem Allergen. Oftmals ist das leichter gesagt als getan, wie etwa beim Heuschnupfen und der damit meist verbundenen allergischen Bindehautentzündung. Durch wenig Aufenthalt im Freien bei Pollenallergie oder das Vermeiden des Umgangs mit Haustieren bei Tierhaarallergie lässt sich der Einsatz von Medikamenten etwas einschränken. Hausstauballergiker sollten spezielle Vorsorgemaßnahmen treffen, wie das Verwenden von Allergikerstaubsaugern zum regelmäßigen Absaugen der Matrazen und ähnliches.

Mit Augenbädern und Augenspülungen können Sie nach einer starken Exposition gegenüber dem Allergen Linderung verschaffen. Superinfektionen mit Bakterien lassen sich vermeiden, indem Sie trotz Juckreiz nicht an den Augen reiben. Ebenso sind einige Hausmittel hilfreich.

Medikamentöse Behandlung einer allergischen Bindehautentzündung

Wenn Sie neben einer allergischen Bindehautentzündung auch an allergischem Schnupfen leiden, verschreibt Ihnen Ihr Arzt meistens orale Antihistaminika. Diese Substanzen verhindern die Ausschüttung des Botenstoffes Histamin, sodass weniger Immunzellen an den Ort des Geschehens gelangen und eine Entzündung ausbleibt. In Form von Tabletten wirken sie systemisch, das heißt im gesamten Körper. So bekämpfen sie die Symptome nicht nur in der Bindehaut, sondern auch in Nase und Rachen.

Ist ein allergischer Schnupfen nicht das Problem, lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen von Tabletten vermeiden, indem man Antihistaminika und Mastzellstabilisatoren lokal verabreicht. Das geschieht in Form von Augentropfen, die Sie mehrmals täglich in beiden Augen anwenden müssen. In begrenztem Maße wirken diese sogar gegen Heuschnupfen und ähnliches, da zwischen Augen und Nase eine direkte Verbindung besteht.

In sehr schweren Fällen mit akuten Entzündungen greifen Ärzte auf starke Entzündungshemmer in Form von Glucocorticoiden zurück. Augentropfen mit Hydrocortison oder Dexamethason sollten Sie aber nur kurzfristig verwenden, bis die schlimmsten Symptome abgeklungen sind. Denn bei langfristigem Einsatz können diese schwere Nebenwirkungen wie grauen und grünen Star (Katarakt und Glaukom) hervorrufen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG):
    Augenärzte informieren: Bindehautentzündung (Konjunktivitis).  PDF
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